Gespräche mit einem Immigration Officer

Hier mal ein Gedächtnisprotokoll über meine Gespräche mit dem Immigration Officer in Regina, da wohl jeder vor einer persönlichen Befragung in einer fremden Sprache ein wenig "Bammel" hat:

Zur Termin-Anbahnung hatte ich mich gleich am Montag, nach dem Joboffer vom Samstag, durch das Telefon-Wahl-Menü der Immigrationsbehörde in Regina "gepiepst" und am Ende auf deren Anrufbeantworter gesprochen. Es hieß, dass man binnen zwei Arbeitstagen einen Rückruf bekommt. Nach ca. 4 Stunden rief mich ein überaus freundlicher Immigration Officer zurück, nannte mir seinen Vornamen "Doug" und fragte mich, womit er mir helfen könnte. Ich erklärte ihm, dass ich gerade auf Urlaub in Saskatchewan sei und "gaanz zufällig" ein tolles Joboffer bekommen hätte und ich keinen größeren Wunsch hätte, als nach Kanada auszuwandern, ich aber gar nicht wisse, was ich jetzt machen müsse.
Daraufhin gab er mir einen Termin für Freitagnachmittag 13:30 Uhr in seinem Büro und fragte mich noch, ob das zeitlich für mich passte, weil ich ja fast 260 km aus Saskatoon zu fahren hätte.
Überaus freundlich und zuvorkommend jedenfalls!

Am Freitag war ich dann, typisch deutsch, um 13:15 Uhr im Immigration Office und meldete mich an. Doug war noch zu Tisch, kam aber pünktlich um 13:30 Uhr zurück und wir gingen in ein Besprechungszimmer. Dort schilderte ich ihm mein Jobangebot und sagte ihm, dass ich gerne so schnell wie möglich anfangen wollte. Daraufhin zeigte er mir einen Haufen Formulare, die wir dann gemeinsam durchgingen. Die ganze Zeit war er wirklich überaus freundlich, hat auch ein paar private Fragen gestellt und dabei gefragt, warum ich Kanada so mag und ob ich denn kein Problem mit der Weite und den wenigen Menschen hätte?
Aber genau das war es ja, weswegen ich unbedingt hierher wollte! Da das Joboffer für mich und meine Frau war, mussten wir erstmal entscheiden, wer der Hauptantragsteller und wer der "Spouse" sei. Auf Grund meiner besseren Englischkenntnisse entschieden wir uns für mich als Antragsteller.
Von allen Kindern unter 18 Jahren wurden "internationale" Geburtsurkunden gefordert, egal, ob sie uns begleiten, oder nicht. Alle Kinder über 18 Jahren müssen sowieso einen eigenen Antrag stellen. Nach ziemlich genau 2 1/2 Stunden war das Gespräch beendet und mir rauchte ein wenig der Kopf von den vielen Informationen und dem konzentrierten Zuhören.
Während des Gesprächs hatten wir beschlossen, dass meine Frau und ich in ca. drei Wochen als Touristen einreisen würden, dann alle Anträge stellen und in den ca. 3 Wochen Bearbeitungszeit ein wenig Urlaub im Land machen, bis wir dann unser "Temporary Workpermit" erhalten und anfangen zu arbeiten.

***

Drei Wochen später waren wir dann beide wieder in Douglas´ Office, hatten einen Haufen Formulare und Unterlagen dabei und haben uns wieder sehr nett unterhalten. Er war inzwischen in Angelurlaub gewesen und hatte sich gut erholt. Es gab noch ein paar kleine Unstimmigkeiten in den Formularen, da ich überall dort, wo ich nichts einzutragen hatte, auch nichts eingetragen habe. Dort musste aber immer "n.a." in der ersten Zeile stehen für "not available", ansonsten würden die Anträge gar nicht zu Ende bearbeitet!
Bei den Angaben zu den bereits verstorbenenen Familienangehörigen hatte ich "died at dd.mm.yy" geschrieben und er wies mich darauf hin, dass man lieber "passed away at dd.mm.yy" als Formulierung verwenden sollte. Er wollte dann noch wissen, wie es um unsere Französisch-Kenntnisse bestellt war und ich stammelte einige Sätze auf französisch. Er meinte dann, dass es sich nicht soo schlecht angehört habe und machte ein Kreuz bei "Grundkenntnisse" und erzählte mir dann, dass er selber gar kein Französisch könne und somit auch nicht wisse, was ich gesagt habe.
Wir haben alle fröhlich gelacht.
Am Ende machte er von Allem Fotokopien, wir sollten noch einige Unterlagen unterschreiben und dann mussten wir die Original-Unterlagen selber wegschicken.

Einige Tage später gab es noch zwei oder drei Anrufe, auch von anderen Immigration Officers, aber alle waren immer überaus freundlich, höflich und zuvorkommend. Mit anderen Worten völlig anders als die meisten deutschen Behördenmitarbeiter (ich vermeide bewusst das Wort Beamte, denn davon gibt es nicht mehr viele!).

Alles in Allem kann ich sagen, dass man wirklich absolut keine Angst vor diesen Leuten haben muss, wenn man freundlich zu ihnen ist, sind sie in jedem Fall auch freundlich zu einem.

Noch ein Hinweis zu den Englischkenntnissen:
Es ergab sich die Frage, ob unser Englisch ausreichend sei, besonders weil meine Frau immer etwas schüchtern mit der ungewohnten Sprache umging. Doug erzählte, dass er vor ein paar Wochen einen Einwanderer aus der Ukraine betreut hatte, der in den Minen im Norden einen Job gefunden hatte. Dieser hatte einen Kollegen mitgebracht, der schon zwei Jahre im Land war, als Dolmetscher, weil er selber noch gar kein Englisch sprach. Doug hat keinen von beiden verstanden und einen Dolmetscher aus dem Haus angefordert und selbst der hatte Probleme, die beiden zu verstehen, aber den Job und das Temporary Workpermit hat der Immigrant am Ende trotzdem bekommen!
Doug erklärte: "Wir brauchen diese gut ausgebildeten Facharbeiter und die Sprache lernen sie schon von ganz alleine, ausserdem gibt es dafür haufenweise kostenlose Programme."